
KI-Einsatz in Filmproduktionen – Erste Tarifregelung

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Digitale Replikate und KI-generierte Veränderungen von Schauspielerinnen werden rechtlich einfacher möglich. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die Schauspielgewerkschaft BFFS, ver.di und die Produktionsallianz auf die erste tarifvertragliche Regelung zum Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz in Filmproduktionen.
Grundsatz: Einwilligungserfordernis
Geprägt waren die Verhandlungen von Sorgen der Schauspielerinnen, durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ganz oder teilweise ersetzt zu werden. Entsprechend sieht die neue Regelung vor, dass die Nutzung digitaler Veränderungen und digitaler Replikate („digitale Doppelgänger“) in der Regel nur mit Einwilligung der betroffenen Schauspielerin erfolgen darf.
KI-Einsatz in Filmproduktionen auch ohne Einwilligung möglich
Ohne Einwilligung der Schauspielerinnen möglich sind hingegen übliche Anpassungen in der Postproduktion. Keiner Einwilligung bedürfen auch KI-Veränderungen im Rahmen der Nachsychronisierung (Dubbing) und der Synchronisierung in eine andere Sprache. Sonstige Veränderungen der Darbietung, etwa von Aussehen und Stimme, sind möglich, wenn diese dem Sinngehalt oder der Rolle des Drehbuchs folgen.
Der Einsatz vollständiger digitaler Doppelgänger ohne gesonderte Einwilligung kommt in Betracht, wenn die Schauspielerin z. B. aufgrund Erkrankung verhindert ist und die Nutzung der digitalen Nachbildung nicht wesentlich über den Umfang der vertraglich vereinbarten realen Mitwirkung der Schauspielerin hinausgeht.
Beschränkungen bei Folgenutzungen
Strenge Anforderungen stellt die Neuregelung an die Nutzung von digitalen Replikaten im Fall einer Weiterverwendung in anderen Produktionen (z. B. Sequels). Hierfür bedarf es einer gesonderten schriftlichen Vereinbarung, die die beabsichtigte anderweitige Verwendung der Digitalen Nachbildung bestimmt darlegt und ein gesondertes Entgelt festlegt. Regelmäßig ist das Engagement der Schauspielerin für die Folgeproduktion auch in Person erforderlich.
Vergütung für KI-Einsatz
Regelmäßig ist eine zusätzliche Vergütung für den Einsatz von digitalen Doppelgängern und digitalen Teilverkörperungen notwendig. Die Vergütung richtet sich dabei nach der Anzahl der „fiktiven Drehtage“, die für eine reale Herstellung (ohne Einsatz der KI) erforderlich gewesen wären. Digitale Veränderungen sind hingegen vergütungsfrei.
Fazit
Die erste tarifvertragliche Regelung zum KI-Einsatz schafft mehr Rechtsklarheit beim Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz in Filmproduktionen. Das erleichtert es Filmproduzenten, mit der rasanten technischen Entwicklung Schritt halten zu können und ihre Wettbewerbsfähigkeit auch im internationalen Vergleich zu erhalten. Schauspielerinnen profitieren von den Vergütungsregeln und werden durch die strengen Vorgaben bei der Nutzung von digitalen Nachbildungen in Folgeproduktionen geschützt.
Die neue Regelung tritt am 1. März 2025 in Kraft und gilt ausschließlich für schauspielerische Darbietungen. Andere Gewerke, bei denen ebenfalls ein KI-Einsatz denkbar ist, werden von der tarifvertraglichen Regelung nicht umfasst. Das letzte Wort dürfte mit der jetzt erzielten Tarifeinigung damit nicht gesprochen sein.